Freitag 09.02.2007
Ich bin für ein allgemeines Beschäftigungsverbot für Mütter und staatlich geförderte Haushaltshilfen, Köche und Erzieher für alle Mehrgebärenden!

Was jammern viele Erstgebärende, dass sie gemobbt werden, bis 18 Uhr arbeiten, mit Chemikalien hantieren, lange Autofahrten auf sich nehmen, drei Aktenordner auf einmal tragen oder Kinder in einer Einrichtung betreuen müssen.

Dass sie zu lange, nicht lang genug sitzen/stehen/laufen dürfen/müssen. Dass sie in einer nicht schwangerengerechten Umgebung arbeiten müssen.

Dass sie am Kopierer stehen und starken Kaffee für die sushisüchtige Kollegin kochen, aber selbst sogar auf Salami verzichten müssen.

Apropos essen: Das geht ja nun wirklich nicht, dass die Kollegen listerioseverseuchten Fertigsalat verzehren und sich kiloweise Brötchen mit rohem Schinken und dazu Bitterlemon reinpfeifen. Und zum Geburtstag brachte die eine Kollegin doch tatsächlich Sekt und Mettigel mit!

Und dann langweilen sie sich und jammern, dass ihnen die Decke auf den Kopf fällt, wenn sie entweder endlich 14 Wochen vor ET in Mutterschutz gehen können (Resturlaub sei Dank) oder ihren Frauenarzt mit Weinerlichkeit und ach so derben Rückenschmerzen schon in der 6.SSW zu einem BV überreden konnten.

Das einzige Highlight scheint dann noch der wöchentliche Gynäkologenbesuch zu sein, weil es ja hier zwickt und da piekst und man irgendwie so komischen Ausfluss hat oder das Baby in der 10.SSW immer noch nicht gespürt hat und deshalb gaaaanz fürchterlich dringend einen VU-Termin braucht.

Da wird sogar diskutiert, wieviele Spalten der Doc an den Mutterpass ankleben musste, um alle Untersuchungstermine unterbringen zu können.

Oh ja, arbeitende Erstgebärende haben es nicht einfach!

Ganz im Gegensatz zu schwangeren Müttern.

Die Vorsorgeuntersuchungen liegen anfangs ja noch in einem erträglichen Abstand. Aber später alle zwei Wochen oder zum Schluss sogar wöchentlich zum CTG zu müssen passt nun wirklich nicht in den Wochenplan einer Mutter.

Eigene Wehwehchen oder gar Krankheiten kann sich eine schwangere Mutter eigentlich nicht leisten und wenn, wird auch schniefend und hustend das Tagespensum erledigt.

24-Stunden-Schichten an sieben Tagen in der Woche sind normal, Urlaubsanspruch geht gegen Null, oder will jemand behaupten, dass 14 Tage Ferienwohnung in Holland Erholung sind?

In der Nacht braucht das bald große Geschwisterkind die Aufmerksamkeit, die es tagsüber entweder nicht ausreichend bekommen konnte oder auch schon bekommen hat, aber im Dunkeln auch noch fordert. Und außerdem muss am späten Abend noch all das nachgearbeitet werden, was man am Tag nicht geschafft hat. Zum Beispiel Wäsche aufhängen. Oder Bügeln, das Bad putzen, das eigene Gesicht mal wieder im Spiegel betrachten, den ganzen liegengebliebenen Papierkram erledigen oder für den nächsten Tag vorkochen, wobei rohes Hackfleisch und sogar rohe Hähnchenteile ohne Gummihandschuhe oder besondere Schutzmaßnahmen zu etwas Essbarem verwandelt werden.

Warum der Mann nicht hilft? Entweder ist er selbst mit einem Job gesegnet, der ihn 12 Stunde am Tag einspannt oder er liegt krank im Bett, so dass Frau, Mutter und Geliebte auch noch Krankenschwester spielen darf. Da müssen dann nachts um drei noch Betten neu bezogen werden, weil entweder das Kind ins Bett gekotzt oder Mann die Laken im Fieberwahn nassgeschwitzt hat.

Schwangere Mütter schleppen ihre mehr als 10 kg schweren Kleinkinder durch die Gegend, hieven sie in Einkaufswagen oder auf Schaukeln, tragen den Familienwocheneinkauf in den vierten Stock, da der Aufzug mal wieder streikt und wuchten ihre Kugeln noch hinters Lenkrad, wenn die Wehen schon eingesetzt haben, weil das Große Kind noch schnell zur Freundin gebracht werden muss.

Schwangere Mütter saugen auch noch kurz vor ET das ganze Haus, wischen und bohnern, bücken und beugen sich über und hinter Kloschüsseln und Betten, um nach verlorenen Lieblingskuscheltieren zu suchen oder die Wollmäuse zu entsorgen. Da wird das Klo mit Hammermitteln desinfiziert, weil das Große mit Brechdurchfall aus dem Kindergarten kam.

Sie organisieren, wer wann auf das große Kind aufpasst, wenn sie dann endlich mal in Ruhe im Krankenhaus das Baby bekommen. Mütter haben schon alle Anträge bis auf das Geburtsdatum ausgefüllt, die beschrifteten und frankierten Umschläge fertig und bei allen Ämtern Bescheid gegeben. Da wird vorgekocht, eingefroren und eingetuppert, da man die beste Freundin nicht bitten möchte, mit ihren drei Kindern noch Stärkungssuppe fürs Wochenbett zu kochen.

Schwangere Mütter legen Vätern Zettel hin, damit der Ablauf Zuhause reibungslos läuft, während sie noch zwei Tage im Krankenhaus liegen, um die Dammnaht zu schonen.

Und sind sie dann wieder Zuhause, wird sofort die Waschmaschine angeschmissen und das Bügelbrett rausgeholt. Vorher wird aber noch das große Kind ausgiebig durchgekitzelt und wild im Ehebett hin und her gewirbelt.

Schlaf ist auch weiterhin etwas, das man nur aus Erzählungen anderer kennt, denn nun wollen zwei oder mehr Kinder und der Mann umsorgt werden. Außerdem stehen am dritten Tag die lieben Verwandten auf der Matte und erwarten einen gedeckten Kaffeetisch, schließlich war man ja nicht krank, sondern hat nur ein Kind bekommen.

Am vierten Tag geht man mit dem großen Kind wieder zur Musikschule und/oder zum Kinderturnen und hat das Kleine im Tragetuch dabei, während es gerade mal schläft.

Zuhause gehen pünktlich zum Sandmännchen die Brüllstunden des Kleinen los, während das Große bekuschelt und zähnegeputzt werden will.

Das Bündel auf dem Arm riecht nach alter Milch und vollen Windeln, muss aber warten, bis die Gutenachtgeschichte für das Große zu Ende gelesen ist.

Der Partner kommt mit Riesenhunger nach Hause und möchte nur noch Ruhe haben, schließlich waren die Meetings heute besonders stressig und die Kollegen ätzend.

"Und, wie war Dein Tag, Schatz?"

Aber das ist nun wieder eine andere Geschichte...
23:18 Uhr | 3 Kommentare | Dies und Das


1. Von melanie (10.02.2007 12:36 Uhr)

Hallo liebe Mutter!! Da kann ich nichts hinzufügen - deine List ist zu komplett und ziemlich nah an der Realität!! Doch echte Mütter schaffen das!!
2. Von Lise http://pampersfront.blogspot.com (10.02.2007 17:13 Uhr)

wie wahr, wie wahr...bin schon gespannt, wie es dir ergeht als 2fach Mutti!

LG :-)
3. Von Ute http://zickenterror.koberstein.org (10.02.2007 20:33 Uhr)

Dem ist in der Tat nichts mehr hinzuzufügen.
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