Dienstag 18.03.2008
Hannah musste heute um 8:30 Uhr zur Blutabnahme in die Kinderarztparxis.

Hannah war bis dahin auch noch sehr tapfer und hielt ihre Knuddelkatze im Arm (sowas kenn ich sonst gar nicht von ihr, denn eigentlich ist sie keine Kuscheltierkuschlerin).

Frau Doktor hörte zuerst die Lunge ab und beschloss, dass Hannah wieder brav inhalieren muss und suchte dann nach einer geeigneten Stelle für "den kleinen Schmetterling, der morgens immer Durst auf Kinderblut hat". Aber nun wollte Hannah nicht mehr mitmachen und rollte sich auf der Liege zusammen.

Ich erklärte ihr, dass es kein wirklicher Schmetterling sei, sondern wie besprochen eine feine Nadel und mit ein bißchen Kraftaufwand von Frau Doktor und mir wurde Hannah wieder auf den Rücken gedreht.

Als ich Hannah dann sagte, dass sie ruhig hingucken dürfe und ich ihren Kopf hielt, war alles ok. Meine Tochter! Hätte ich einen Kaiserschnitt bekommen, ich hätte hinsehen wollen. Aber das nur am Rande...

Frau Doktor stocherte erfolglos im rechten Arm herum, rührte mit der Kanüle hin und her, gab auf und suchte an der Hand und am linken Arm weiter. Dort gab es Gott sein Danke eine Minivene, in die sie dann aber mit einer dickeren Kanüle stach und das Blut nicht aufsog, sondern tröpfchenweise in ein Röhrchen sammelte.

Die ganze Prozedur dauerte Ewigkeiten, aber mindestens eine Viertelstunde, die Sprechstundenhilfe drückte am Arm herum, zog die Haut bis in die Achselhöhle und machte Hannah einen rubbeligen Abdruck mit ihren Gummihandschuhen, bis endlich genug Blut für einen Allergietest und eine Schilddrüsenuntersuchung zusammen war.

Hannah sollte danach noch Urin abgeben, weigerte sich aber stur, auch nur einen Tropfen zu pieseln.

So hockte ich also vor dem Klo, hielt den Plastikbecher unter Hannahs Hintern und redete auf das Kind ein, doch schnell zu pullern, damit wir nach Hause können. Und drohte und lockte und bestach. Aber lesen Sie selbst:

"Ich muss nicht!"
"Versuch es doch bitte!"
"Ok, noch ein Versuch..."

Es klappt nicht, nach 20 Minuten gehen wir einkaufen. (Ablenkung)

"So, versuch es nochmal."
"Nein!"
"Wir bleiben hier solange, bis zu gemacht hast!" (Drohung)
"Ich will aber nicht!"

Mein Arm schläft ein, ich habe immer noch die Hand im Klo, den Becher unter Hannahs Hintern.

"Wir müssen doch noch auf den Markt! Und dann könnten wir noch eine Kleinigkeit von Lillifee holen!" (Bestechung)
"Ich will aber gar nichts haben! Und außerdem muss ich nicht!"

Eine Stunde nach dem ersten Versuch trinkt das Kind zwei Gläser Wasser, ich muss schon vom Zusehen wieder aufs Klo.

"Ich kann nicht!"
"Bitte, versuch es!"

Zwei Tröpfchen kullern über meinen Zeigefinger. Daneben. Wäre aber auch nicht genug gewesen.

"Das war doch schon gut, da kommt doch bestimmt noch mehr!"
"Ich will aber nicht! Ich will nach Hause!" Hände in den Hüften, Unterkiefer vorgeschoben.
"Wir bleiben solange auf diesem Klo, bis zu gemacht hast!"
"Ich. Will. Nach. Hause. Ich geh Zuhause aufs Klo!"

Mir schläft die Hand nun endgültig ein, ich lasse den Becher ins Klo fallen und hole mir bei der Sprechstundenhilfe einen neuen.

"So, jetzt aber."
"Nein!"
Der Wasserhahn läuft, ich muss, doch das Kind steht mit runtergelassener Hose vorm Klo und weigert sich.

Ich setz sie aufs Klo, klemme meine Hand wieder unter den Hintern.

"Soll ich mal von der anderne Seite halten?" (Lageänderung)
"Hmhm..."
"Und bitte!"
"Ich versuchs, aber ich kann nicht! Und jetzt will ich nach Hause!"

Mein Arm ist ab dem Ellenbogen nicht mehr da. Wir gehen aufs Parkdeck und versuchen es dort. Vielleicht kann das Kind einfach auf dem Klo nicht. Aber das Kind will nicht. Außerdem werden die Beine hier kalt.

Ich überlege, ob ich einfach in den Becher pinkeln soll, aber ich hab meine Tage, das gäbe sicherlich eine üble Diagnose.

Ich rufe Männe an, sonst lynche ich das Kind noch. Er redet auf Hannah ein, Lena quäkt im Hintergrund, Hannah will nach Hause und pieselt nach eineinhalb Stunden endlich in den Becher. Auf Parkbucht 26.

Der Urin ist ok. Was auch sonst. Ich bin happy und kaufe dem Kind eine Ballerina CD.

Und einen Lillifee Reflektor. Und einen Strauß rosa Rosen.

Alles was Hannah will, denn bei der Blutabnahme war sie wirklich tapfer.

Und das mit dem Pinkeln. Naja. Das war wohl eher eine Übung in Gelassenheit für mich, durch die ich beinah durchgefallen wäre...
14:23 Uhr | 4 Kommentare | Dies und Das


1. Von Alke http://www.alke.de/blog (18.03.2008 16:30 Uhr)

"Der Schmetterling, der Durst auf Kinderblut hat." Was ist das für ein Unsinn?
Und hinterher haben die Kinder Angst vor Schmetterlingen...
2. Von tanja (18.03.2008 16:58 Uhr)

Jaja, und bei Impfungen kommt die kleine Biene und macht pieks.


Ich könnte jedes Mal die Krise kriegen! Aber ansonsten ist sie eine gute Ärztin - nur mit dem "Kinder schonen" und lustige Dinge erfinden, damit die Kinder keine Angst vor ihr haben, könnte ich mich immer wieder mit ihr in die Wolle kriegen.


Aber ich halt dann einfach den Mund und erkläre es Hannah, wie ich es für richtig halte.

3. Von Ute http://zickenterror.koberstein.org (19.03.2008 06:54 Uhr)

Ich finde solche Geschichtchen auch bescheuert. Wieso sollte ein Kind in solch surrealem Mumpitz mehr Sinn erkennen als in der einfachen Wahrheit?
4. Von Ringelstruempfe http://ringelstruempfe.blogspot.com (21.03.2008 01:08 Uhr)

Verzeih, dass ich lache, aber ich erinnere mich grade sehr gut an den Tag, als der Kleine Mann eine Urinprobe geben sollte. Es war sehr aehnlich. Bestochen, gedroht, gegrummelt, ueberall probiert, Getraenke... Naja, das volle Program. Das mit dem selber Pipi machen hab ich mich auch nicht getraut. Koennte auffallen. Immerhin schwimmen in meinem Urin ja doch ein paar andere Hormone...
Wo er schliesslich ins Becherchen gepipit hat? Auf der Toilette in der Kirche. 10 km vom Kinderarzt entfernt. Also 20 km Fahren fuer eine (wie sich hinterher rausstellte voellig nutzlose) Urinprobe.
Immerhin, unser Auto hat's bestimmt genossen...
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