Mittwoch 22.10.2008
Ich habe gerade eine Auftragsarbeit erledigt. Ein Haarklammerhalter aus Marienkäferstoff.

Als ich den Preis inkl. Porto mitteilte, bekam ich eine Mailantwort, die mich ins Grübeln brachte:

"Kommst Du wirklich damit hin?"

Eine ehrliche Antwort darauf ist "Eigentlich nicht".

Zumindest, wenn ich so eine Rechnung aufmachen würde.

Würde ich als Honorarkraft arbeiten, könnte ich locker 25 Euro die Stunde ansetzen - und das wäre wahrscheinlich auch noch unter Wert verkauft und ohne Materialkosten berechnet.

Aber was ist eine Hausfrauenstunde wert?

Schließlicn nähe ich nicht hauptberuflich, muss nichts abschreiben und auch keinen Lebensunterhalt erarbeiten.

Für einen einfachen Haarklammerhalter brauche ich ungefähr eine dreiviertel Stunde, wenn alles gut geht und ich die Zeit für Stoffauswahl, evtl. Mailkontakte mit dem Auftraggeber und Fotosessions von Stoffen, die zur Auswahl stehen, nicht einrechne.

Nicht eingerechnet ist auch, dass ich hin und wieder Sachen ein zweites Mal nähe, weil ich mit dem ersten Exemplar nicht zufrieden war. Das ist mein eigener Anspruch, denn ich gebe nichts ab, wobei ich mich unwohl fühle. Somit sitze ich dann die doppelte Zeit an einer Sache. Das wäre beim "Auf Vorrat Nähen" kein Problem - man berechnet einfach den Preis des Endproduktes etwas höher.

Wenn ich manchmal so sehe, was einige Leute für einen riesigen Batzen Geld verkaufen, da schäme ich mich fremd. Denn oftmals sieht man schon auf dem Foto, dass schlampig gearbeitet wurde. Es geht um Masse und um den Namen, der verkauft wird.

Aber weil XY ja gerade angesagt ist, dann gibt man für ein hingeklatschtes und oftmals unkreativ kopiertes Ding auch gerne viel Geld aus. Oder stimmt der Satz "Was nichts kostet, ist auch nichts wert" wirklich und die Preise wachsen ins Unendliche?

Ich bin nicht neidisch auf die vielen verkauften Artikel, ich käme gar nicht dazu, soviel zu nähen und es würde mir wahrscheinlich auch die Freude verderben. Fließbandarbeit ist nichts für mich, das habe ich bei Ferienjobs in der Schulzeit schon gemerkt.

Ich wundere mich einfach nur.

Mir geht es nicht darum, viel Geld zu verdienen, sondern eine Anerkennung für meine Mühe zu bekommen. Und in dieser kleinen Frage in der Mail steckte das schon drin. Das freut mich! Aber nur für liebe Worte möchte man seine Sachen nun auch nicht abgeben, schließlich liegt das Material nicht auf der Straße.

Daher tausche ich auch gerne: Ich habe die wärmsten Socken, im Bad liegen die wohlduftesten Seifen, ich habe reichlich Lesestoff und meine Kinder sind mit Mützen und Spielsachen ausgestattet worden. Die Tauschpartner geben sich ebenfalls Mühe und machen sich Gedanken - was unbezahlbar ist.
11:58 Uhr | 10 Kommentare | Dies und Das



Feed abonnieren