Mittwoch 25.03.2015

Heute fällt es mir eigentlich ziemlich schwer, einen fröhlichen Eintrag über das zu schreiben, was ich mag.

Denn gestern ist ein Flugzeug abgestürzt, das von Barcelona nach Düsseldorf unterwegs war. 4U9525 ist in den Alpen aus bisher ungeklärter Ursache zerschellt und mit ihm sind viele Familien in tiefe Trauer gestürzt.

Ich bin selbst schon zigmal geflogen (habe aber immer nur Angst, wenn der Mann alleine fliegt) und werde am kommenden Montag mit meiner Familie in den gleichen Flugzeugtypen einsteigen, der gestern so vielen Menschen nicht das sicherste Verkehrsmittel der Welt war.

Eine Schülergruppe war an Bord und ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie sich die Familien und Freunde derzeit fühlen. Ich habe selbst Kinder und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass wir in der Reihenfolge unserer Geburt auch wieder aus dem Leben gehen.

Und da kommen wir zu dem, was ich mag: Ich mag, dass in unserer Familie offen über den Tod gesprochen wird.

"Mama, weißt Du, dass das Flugzeug in Frankreich abgestürzt ist? Es wäre bis nach Düsseldorf gekommen, wenn es nicht vorher abgestürzt wäre. Ich hole mal eben Geschenkpapier, morgen ist doch der Geburtstag von Nico!"

Die Kinder halten wir von solchen Nachrichten nicht fern, sondern stellen uns den Fragen, versuchen kindgerecht zu erklären.

Wir Großen sprechen offen über alle Eventualitäten. Manchmal reden wir einfach so über das, was getan werden muss, wenn jemand nicht mehr in der Lage ist, alleine zu entscheiden oder stirbt. Welcher Ordner mit welchen Unterlagen wo zu finden ist. Ob es eine Feuer- oder Erdbestattung sein soll.

Ob es naiv ist, oder uns einfach nur vor dem Wahnsinn bewahrt, weiß ich nicht, aber wir gehen immer davon aus, dass wir der Reihenfolge nach sterben werden: Die Alten vor den Jungen.

Ich war auch schon auf der Beerdigung eines Babys. Und natürlich stellt man sich da noch mehr als ohnehin schon die Frage nach dem Warum. Nur kann man das leider nie beantworten.

Ich erinnere mich noch gut an den Abend, als wir Richtfest feierten: Ein oder zwei Tage vorher hatten wir einen Nachbarn beerdigt, doch seine Familie feierte mit uns das Richtfest. Wir tranken auf die Toten und das Leben, lachten und weinten und meine anfängliche Beklommenheit wich ganz schnell, als die Witwe zu mir sagte "Wir feiern zusammen und wir trauern zusammen, so ist das Leben nun mal!" Darauf ein Likörchen!

Und so genieße ich meine Familie, das ansteckende Lachen der Kleinen, den Humor der Großen und all die Alltagssorgen verschwinden, wenn ich weiß, dass ich wieder einen Tag mit meinen Lieben verbringen konnte. Was der nächste Tag bringt, kann niemand wissen.
20:18 Uhr | 1 Kommentar | Dies und Das



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