Montag 24.03.2003
Jeden Tag spreche ich mit dem Vater einer Schülerin, die in Bagdad geboren wurde und seit November in Deutschland ist. Ein kleines, sehr ruhiges Persönchen, mit vielen überraschenden Fähigkeiten. Z.B. kann sie mittlerweile besser Seilchenspringen als viele andere Kinder und seit ein paar Tagen fragt sie in ganzen Sätzen "Darf ich spielen?".
"In ihrem Land ist Krieg." Das wissen alle Kinder in meiner Klasse. Die Gespräche mit den Eltern spiegeln sich im Erzählkreis wieder. "Die Amerikaner wollen das Öl" wissen schon die Kleinsten.
"In ihrem Land ist Krieg", doch der Krieg findet für uns eigentlich nur im Fernsehen statt, bis ihr Vater in die Klasse kommt. Mit besorgtem Gesicht, immer ein kleines Radio dabei und jeden Tag Neuigkeiten von ihrer Oma. Ja, das Haus steht noch, alle haben Angst, nein, es seien noch keine Toten in der Familie zu beklagen.
Er entschuldigt sich, dass er keinen Kuchen für ihren Geburtstag gebracht hat, aber nach feiern sei ihm nicht zumute. "Aber danke, dass Sie in der Schule mit ihr gefeiert haben."
Ob sie wohl in Bagdad Seilspringen würde?
15:32 Uhr | kommentieren | Schule


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